In 7 Schritten zur perfekten Verklebung

Kleben ist heute die 1. Wahl, wenn es darum geht, am Caravan oder Wohnmobil kleinere Schäden zu reparieren oder Zubehör zu montieren. Wir zeigen Ihnen das richtige Vorgehen.

Die Ausbauspezialisten unter den Caravan-Fans kennen die Herausforderung: Halterungen, Zwischenregale oder andere Bauteile sollen nachträglich installiert werden – zuweilen eine mühsame Angelegenheit. Statt mit Schrauben zu hantieren, bieten sich Spezialkleber als praktische Alternative an. Die Vorteile: Kleben ist in der Regel schneller und sauberer, kann ohne Bohren bzw. Beschädigung einer Fläche realisiert werden.

Also, einfach Kleber kaufen und munter loslegen? Das kommt darauf an. Bei grösseren Projekten spielen neben dem richtigen Klebstoff auch eine gute Vorbereitung und korrekte Verarbeitung eine grosse Rolle.

Unsere Tipps zum perfekten Kleben

1. Überblick verschaffen

Was will ich wo und wie befestigen? Geht es um Arbeiten im Innenraum wie das Anbringen von Haken, Halterungen, Schrankeinlagen oder Schienen oder soll zum Beispiel eine Satellitenanlage auf das Dach eines Caravans montiert werden? Das sind Fragen, die sich zur Vorbereitung einer Klebarbeit stellen.

Grundsätzlich bedeutet Kleben, zwei Oberflächen aus unterschiedlichen Materialien miteinander zu verbinden. Definiert werden muss daher, wie der Untergrund – rau oder glatt – und die Materialien beschaffen sind. Handelt es sich dabei um Holz, Glas, Metall oder Kunststoff? Je nach Untergrund lässt sich ein Klebstoff ohne Schaden wieder entfernen, etwa ein geklebter Haken auf glasierten Keramikfliesen.

Zudem spielt es eine Rolle, wie stark ein aufgeklebtes Bauteil beansprucht wird. So muss eine Satellitenanlage auf dem Caravan-Dach zum Beispiel Temperaturschwankungen, Feuchtigkeit, UV-Licht und mechanische Belastungen wie Fahrtwind aushalten können.

2. Klebstoff wählen – PU oder Hybrid (Silan-modifiziert)?

Kleben bedeutet im physikalischen Sinn Kraftübertragung. Um spannungsfrei unterschiedliche Materialien verkleben zu können, benötigt man einen elastischen Klebstoff mit hoher Frühfestigkeit, welcher Längenänderungen in den Substraten in Form von Bewegung aufnehmen kann und somit sich die Spannung im Untergrund reduziert. Damit ein elastischer Klebstoff „funktioniert“, ist auf genügend Schichtstärke zwischen den verklebten Bauteilen zu achten.

Von der Anwendung hängt die Wahl des Klebstoffes ab. Generell müssen die Klebeflächen vorab gereinigt und grundiert werden – zumindest, wenn erhöhte Haftkraft und Langlebigkeit erforderlich sind. Fachpersonen sprechen in diesem Zusammenhang von Primern.

Handelt es sich um sichtbare Fugen, welche einer direkten UV-Belastung ausgesetzt sind, liegt die Wahl bei einem hybriden Klebstoff wie der Sikaflex-521 UV mit verbesserter UV-Beständigkeit.

Ein weiterer Vorteil von hybriden Systemen ist, dass diese eine verbesserte Haftung auf metallischen Untergründen aufweisen und dadurch eine vereinfachte Vorbehandlung benötigen. Hier spricht man oft von eingebautem Primern (Silangruppen).

Wird im bodennahen Chassis-Bereich abgedichtet, sollte wegen der besseren Treibstoffbeständigkeit ein PU System wie der Sikaflex-221 gewählt werden.

Konstruktive elastische Verklebungen werden in der Regel unsichtbar ausgeführt. Bei einer Verklebung von Autoscheiben geschieht dies zum Beispiel unter der lichtundurchlässigen Keramikbeschichtung.

Eine Dichtungsfuge, welche nach der Verklebung vorgenommen wird, kann eine konstruktive Verklebung vor Witterungseinflüssen schützen. Diese müssen jedoch hohen dynamischen und thermischen Beanspruchungen standhalten, besonders auf dem Dach, um eine langlebige und sichere Verbindung zu gewährleisten. Hier eignen sich besonders die Konstruktionsklebstoffe Sikaflex-252 (PU) oder Sikaflex-552 AT (Hybrid), welche diese Anforderungen mit Bravour bestehen.

3. Hilfsmaterialien zur Hand?

Gut organisierte Ausbauspezialisten legen sich die notwendigen Materialien zum Kleben vor Arbeitsbeginn bereit, um zügig voranzukommen. Dazu gehören Utensilien wie Spachtel, Abglättmittel, Becher, Abdeckmaterial, Malerklebeband, eventuell Montageband oder Fixierhilfen wie Schraubzwingen, Messer, Handpistole und Putzmaterial (ein fusselfreies Reinigungspapier), Kleber und Arbeitshandschuhe. Nicht zu vergessen: das Bauteil.

4. Reinigen, aktivieren und primern

Erfolgreich kleben bedeutet auch, den Untergrund passend vorzubehandeln. Zunächst wird die Klebefläche gereinigt. Die Flächen müssen stets sauber, trocken und vor allem fettfrei sein. Geeignet ist hier beispielsweise der Remover-208 von Sika.

Sofern erforderlich, muss die Klebefläche aktiviert werden. Hier kommt es auf die Kombination von Material und Kleber an. Zuweilen ist die Vorbehandlung der Klebefläche mit einem Haftreiniger erforderlich. Zum Auftragen eignet sich ein sauberes Papiervlies, das nicht fusselt.

Auch das Primern der Klebeflächen kann nötig sein. Der Primer wird mit einem Pinsel oder Applikatoren zügig aufgetragen. Ein ausgiebiges Wischen sollte vermieden werden.

Wichtig ist in jedem Fall: Unbedingt die Produkthinweise des Herstellers lesen. Dort finden sich genaue Angaben über die Beschaffenheit eines Klebemittels – zum Beispiel, in Bezug auf Haftkraft, Haltbarkeit und UV-Beständigkeit.

Sika bietet auch Tabellen an, in welchen genau dargestellt ist, wie die Flächen vor dem Kleben – abhängig vom Material – vorbereitet werden müssen und ob gegebenenfalls Aktivieren oder Primern notwendig ist.

Vorbehandlung

Beschichtete Spanplatte 

Eternit

Massivholz 

Kleben aussen am Fahrzeug

 Plexiglas / Stahlblech

5. Kleben

Im nächsten Schritt kann nun der Kleber aufgebracht werden. Je nach Anwendung sollte die Klebe-Kartusche passend aufgeschnitten werden, um den Austritt des Klebstoffs richtig zu dimensionieren.

Nach dem Auftragen des Klebers wird das Bauteil in die richtige Stellung positioniert und angedrückt. Eine gute Klebeverbindung hängt in der Regel nicht davon ab, wie kräftig das Bauteil aufgepresst wird, sondern wie lange. Die individuellen Verarbeitungs- und Aushärtungszeiten des Klebers sind zu beachtet.

Praxis

Beschichtete Spanplatte 

Eternit

Massivholz 

Kleben aussen am Fahrzeug

 Plexiglas / Stahlblech

6. Reinigen

In einem weiteren Arbeitsschritt steht die Reinigung der Klebestelle an. Hervorquellender Klebstoff ist ein Zeichen für eine durchgängige Klebeverbindung. Er muss rechtzeitig vor dem Aushärten des Klebstoffs mit einem Spachtel entfernt werden.Solange der Kleber nicht ausgehärtet ist, lässt er sich je nach Untergrund problemlos und meist rückstandsfrei mit Sika Remover-208 entfernen.

7. Prüfen

Entscheidend bei Klebeverbindungen ist das Kraft-Last-Verhältnis – also die Frage: Welcher Belastung hält ein Klebemittel stand? Dies muss im Verhältnis stehen zum Gewicht des Bauteils und Faktoren wie Luftwiderstand – siehe Beispiel Satellitenanlage.

Auch die Art, wie das Klebemittel aufgebracht werden kann, ob flächig oder punktuell, bestimmt über die Haftkraft. Für einen Laien ist dieser Punkt mitunter nur schwer einzuschätzen. Wie bei allen sonstigen Arbeiten am Caravan gilt deshalb auch für den Einsatz von Klebe- und Dichtmittel: Wer unsicher ist, sollte einen Fachmann zu Rate ziehen.

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